Wer sich – schönes Wanderwetter vorausgesetzt – eine Zeit lang auf dem Hornisgrinderücken aufhält, mag sich über den „hier oben“ doch sehr regen Wanderbetrieb wundern. Wandern ist durchaus in, man trifft vom Einzelwanderer über ganze Familien selbst auch größere Gruppen. Dass man dann den markanten Punkten an der Wanderstrecke besondere Aufmerksamkeit schenkt, ist „für Groß und Klein“ nahezu selbstverständlich – wie beispielsweise dem Signalturm auf dem höchsten Punkt des Hornisgrinderückens. Seit dieser Sandsteinturm, dessen Entstehung in die Zeit des damaligen Kanzlers Otto von Bismarck (1871 bis 1890) zurückreicht, wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist, erfreut er sich großer Frequentierung.
Man benötigte damals sogenannte „Singaltürme“, um die vom mächtigen Reichskanzler angeordnete Karthographie des gesamten damaligen Reiches so exakt wie möglich anfertigen zu können – daher auch wohl der überlieferte Name „Bismarckturm“.
Dieser wäre sicherlich vollends dem Zerfall preisgegeben gewesen, hätte nicht im vergangenen Jahrzehnt auf Initiativen von Seiten des Schwarzwaldvereins, damals sogar noch unterstützt vom Landesdenkmalamt und auch von kommunaler Seite, die grundlegende Renovierung stattgefunden. Der Schwarzwaldverein Sasbach übernahm dabei so etwas wie die „Patenschaft“ für dieses geschichtsträchtige Bauwerk, das man mittels seitlich angebrachter Wendeltreppe wieder zugänglich machte. Dann kamen einige Wochen, in denen der Aussichtsturm eher zum „Sorgenkind“ geriet: das am Geländer auf der Plattform angebrachte Hochsicherheitsglas fiel einem noch heute unverständlichen und ungesühnten Vandalismus zum Opfer, mit roher Gewalt wurde nicht nur die Arbeit vieler ehrenamtlicher Einsatzstunden zunichte gemacht, auch der materielle Schaden war immens.
Mittlerweile ist auch dieses unliebsame Ereignis bewältigt: die vielen Scherben auf dem Aussichtsplateau sind beseitigt, die Verantwortlichen ließen bei der Renovation nun das Glas weg und brachten vertikale Edelstahlstäbe an, die vor allem für die kleinen Turmbesteiger das notwendige Maß an Sicherheit bieten. Besonders aufgewertet wurde der Turm jedoch durch Edelstahlplatten, die an allen vier Seiten angebracht wurden: hier findet der Wanderer nicht nur alle vier Himmelsrichtungen, sondern viele Dutzend weitere Bezeichnungen: vom nahegelegenen Mummelsee bis zum (Luftlinie) 339 km weit entfernten Mapello sind zahlreiche Städte, Dörfer und Berge abzulesen.
Dabei bedurfte es, wie in einer kleinen Zusammenkunft der beteiligten Personen am Donnerstagabend resümmiert wurde, einiger Aktionen. Die Idee geht unter anderem auch auf das engagierte Vorstandsmitglied des Schwarzwaldvereins Sasbach, Ernst Weh, zurück, der sich daran erinnerte, dass am Turm des Acherner Schwarzwaldvereins eine Orientierungstafel angebracht war. Diese Messingplatte, fast ein Jahrhundert alt und ein wertvolles Relikt aus der frühen Geschichte des Schwarzwaldvereins Achern, diente mit als Grundlage für die vier Edelstahltafeln, die in letzter Zeit auf dem Bismarckturm angebracht wurden. Bei dieser Zusammenkunft zu sommerabendlicher Stunde wurde jedoch auch deutlich, daß es vieler Anstrengungen bedurfte, bis die Schautafeln „standen“. Man hätte es sich zwar auch leicht machen können, hätte man die „Acherner Tafel“ nur einfach kopiert und diese Zweitfertigung auf dem Sandstein inmitten der Aussichtsplattform angebracht. Doch die Vereinsverantwortlichen dachten etwas weiter: man wollte diese Hinweise mit den Aussichten direkt vom Geländer aus verbinden.
Damit begann die „Kleinarbeit“ – zunächst die organisatorische: der Schwarzwaldverein nahm Kontakt mit Klaus Meyer auf, der vor zwei Jahren auch an der Schaffung einer am Fautenbacher Kriegerdenkmal angebrachten Schautafel maßgeblich mitbeteiligt war. Mayer nannte es im Kreis dieser Zusammenkunft aus seiner Sicht eine Ehre, an der Schaffung einer Orientierungstafel „an einem solchen Punkt hoch über dem Rheintaldunst“ mitwirken zu können: er habe sich moderner Hilfsmittel bedient, um die neue Tafel zu aktualisieren. Früher hätten Polarstern und auch die Sonne für die Richtungsangaben gedient, heute bediene man sich, so der passionierte Segelflieger, in erster Linie der Satellitennavigation. Mit dieser Hilfe, topografischer Karten und dem eigenen Wissen habe man die Schautafel für den „Bismarckturm“ aktualisiert.
Diese Daten von einer runden Unterlage auf das Rechteck zu allen Seiten des Aussichtsturms umzusetzen, war die Sisyphusarbeit des Vereinsmitglieds Dieter Weber, der diese Tätigkeit – unter anderem auch mit Hilfe des Computers – aus seiner Sicht schilderte. Andeutungsweise wurde dabei auch deutlich, daß dieses „Umsetzen“ mit hohem Zeitaufwand verbunden war.
Zu den praktischen Arbeiten bis hin zur Anbringung der Informationstafeln sagte der zweite Vorsitzende Albert Bohnert, daß erst ein Fachbetrieb die Edelstahlplatten zuschnitt. Peter Benz, Chef der Sasbacher Firma CNC Graviertechnik, schilderte anschließend die Fortsetzung der Arbeiten, wobei man sich bei der computergesteuerten Gravour eines gut lesbaren Schriftbildes bediente. Auch die restliche Umsetzung, die Montage am Turm, war nicht einfach; Unterstützung gab es von der Obersasbacher Firma Weisser, die das hierzu notwendige Material kostenlos zur Verfügung stellte. Deren Mitarbeiter, Werkzeugmeister Herbert Rosenacker, fertigte letztlich die Unterkonstruktion, die zur entgültigen Anbringung notwendig war. Diese erfolgte unter tatkräfter Mithilfe einiger Vereinsmitglieder. Rosenacker, so der zweite Vorsitzende Albert Bohnert, sei auch wesentlich an den Renovierungsarbeiten des Geländers beteiligt gewesen. Das „Hand-in-Hand-arbeiten“ aller beteiligten Personen und Firmen kommt nunmehr allen Personen, die den „Bismarckturm“ besteigen, zugute. Den beteiligten Personen und Firmen, die an der Komplettierung des „Bismarckturmes“ beteiligt waren, galt der Dank der beiden Vereinsvorsitzenden Gisela Höß und Albert Bohnert.