24. bis 29. August 2015
Am Montag, den 24. August, machten sich 28 Radler, die Räder im Hänger wohl verladen, mit dem Bus auf die lange Fahrt nach Cottbus in Brandenburg. Über Heilbronn, Nürnberg, Hof, vorbei an Dresden erreichten wir nach gut 1ostündiger Fahrt unser „Spreewaldhotel“ im Norden von Cottbus, sehr idyllisch und ruhig gelegen. Dort erwartete uns schon unser Radführer Thomas, der uns nicht nur die kommenden Radtouren, sondern auch gleich die ersten Kostproben der Spreewaldküche, Leinöl und die unvermeidlichen Gurken, vorstellte.
Bis am nächsten Morgen die Räder ausgeladen und sich jeder auf seinem Drahtesel eingerichtet hatte, hatte sich auch der leichte Regen verzogen. In der Formation „ vorne Thomas, in der Mitte Rudi, am Schluß Gaby“ zogen wir los ins Zentrum von Cottbus, der zweitgrößten Stadt, hinter der Hauptstadt Potsdam, von Brandenburg und seit neuestem auch stolze Universitätsstadt. Viel ist dort in den letzten Jahren saniert, restauriert und neugebaut worden – vor allem aber besticht Cottbus durch seine vielen, sehr gepflegten Grünanlagen. Allen voran das Meisterwerk deutscher Gartenkunst: der Branitzer Park, im Süden von Cottbus gelegen. Hier gestaltete Hermann Fürst von Pückler-Muskau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen wundervollen Landschaftsgarten, inspiriert durch seine zahlreichen Auslandsreisen. Höhepunkt sind die einzigartigen Pyramiden – unter einer von ihnen fand er denn auch zusammen mit seiner Frau seine letzte Ruhestätte. Thomas schilderte uns das Leben und Treiben dieses genialen Gartenkünstlers, Reiseschriftstellers und geistreichen Gesellschafters so anschaulich, als habe er ihn persönlich gekannt. Die nächste Etappe führte uns zurück in die Gegenwart: nach Erklimmen von 170 Treppenstufen konnten wir uns einen Überblick über den kommenden Landschaftswandel in der Lausitz verschaffen: nach dem Ende des Braunkohlebergbaus wird dort Europas größte künstliche Seenplatte entstehen ! Mit einem weiteren Superlativ wartete Thomas dann in Peitz auf, nämlich mit dem größten zusammenhängenden Teichgebiet Deutschlands – was es nicht alles gibt ! Nach 53 km war damit unsere erste, sehr informative Fahrt rund um Cottbus beendet.
Am zweiten Tag radelten wir hinein in den eigentlichen Spreewald, nach Burg. Erste Station war aber zuvor das Storchendorf Dissen mit seinem Heimatmuseum. Störche gab´s allerdings nicht zu sehen, die waren laut Aussage bereits auf dem Weg nach Süden. Dafür erfuhren wir so manches über das Leben der sorbisch/wendischen Bauern, über ihre Bräuche, Feste und Trachten. Die Sorben sind eine in Deutschland anerkannte Minderheit mit eigener Sprache – so sind z.B. alle amtlichen Schilder wie Ortsnamen oder Straßen zweisprachig ausgewiesen ! In Burg wurde es dann gemütlich: wir bestiegen alle zusammen einen Kahn (in der ersten Reihe unsere beiden Busfahrer Ingid Kern und Michael Köninger sowie Bushund Bruni) und ließen uns zwei Stunden über die vielverzweigten Spreekanäle staken. Doch unser junger „Käptn“ behielt die Übersicht und Muskelkraft und brachte uns heil wieder an Land. Unterwegs kredenzte er uns als neueste Gurkenvariante ein Gurkenbier – um es freundlich auszudrücken: sehr ungewöhnlich im Abgang !! Da stärkten wir uns anschließend lieber mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen für die Heimfahrt ins Hotel, der Tacho zeigte 45 km.
Am Donnerstag stand die längste Strecke (63 km) auf dem Programm mit der Fahrt rund um den Spremberger Stausee. Es wurde ein wunderbarer Tag mit viel Sonne, herrlicher Natur, die oft an die Lüneburger Heide erinnerte, und breiten, oftmals asphaltierten Radwegen. Zur Mittagspause fanden nur drei Badenixen den Weg ins kühle Nass der Talsperre, alle anderen zogen einen genußreichen Hock in der nahegelegenen Gaststätte vor ! Kein Kommentar !!
Die Zeit verging viel zu schnell – schon war der letzte Radeltag da und zeigte uns den Spreeradweg so, wie ich ihn mir insgeheim vorgestellt hatte: zwischen Lübbenau und Lübben radelt man km lang auf schmalen Waldwegen über x Holzbrücken (zum ersten Mal auf dieser Tour gab´s Steigungen !) entlang der vielen Spreekanäle – eine herrliche Strecke, vor allem, wenn niemand entgegenkommt und man so ganz für sich sein kann, vorausgesetzt man hält genügend Abstand zum Vordermann ! Im Lagunendorf Lehde besichtigten wir noch das Freilandmuseum, ehe Rudi uns zur längst fälligen Gurkenprobe vor der Mittagspause in Lübbenau einlud. Es gibt nämlich nicht nur die landläufig bekannte Gewürz- oder Salzgurke aus dem Spreewald, weit gefehlt, wir probierten außerdem Chili-, Honig-, Knoblauch-, Senf- oder Meerrettichgurken. Sehr beliebt als Mitbringsel ist übrigens auch die einzelne Gurke in der Dose ! Zum guten Glück konnten wir die erworbenen Souvenirs schon bald im Bus verstauen, denn in Lübben endete mit der Verladung unsere diesjährige Radtour mit insgesamt 215 km im Sattel. Die Fahrt im Bus zurück zum Hotel bot die Gelegenheit für Gaby und Rudi, sich im Namen der Gruppe bei Thomas für seine kompetente Betreuung und die interessanten Informationen zu bedanken. Gerne wären wir noch länger geblieben und falls wir nicht selber wiederkommen, so unser Versprechen, so können wir doch den Spreewald und die Lausitz guten Gewissens als ideales Radelgebiet weiterempfehlen !
Gaby Kemper