15. August 2015
Der Schwarzwaldverein Renchen führte im Rahmen seiner „Montags-gehen-wir-raus –in-die-Natur-Wanderungen“ eine Nachtwanderung in Ulm durch. Unter der fachkundigen Leitung von Naturschutzwart und erstem Vorstand in Personalunion, Peter Müller, fand in den Abendstunden eine sehr reizvolle und informative Wanderung im Ulmer Ortsteil Kaier statt.
Sage und schreibe (über) 50 Teilnehmer, wirklich aller Altersklassen, fanden sich gegen 20 Uhr am Waldparkplatz Kaier ein, um am heutigen Abend viel Interessantes, oft Unbekanntes und teils auch Geheimnisvolles über die Nacht zu erfahren.
Doch damit es Nacht wurde musste zuerst einmal die Sonne untergehen. Nach den ersten Schritten Richtung Grillplatz Kußeiche legte die doch sehr große Wanderschar an den Rebhängen angekommen einen ersten Halt ein um den Sonnenuntergang tief im Westen zu beobachten. Wanderführer Müller erklärte alle Ortschaften die zu sehen waren und die auffälligsten Erhebungen in den Vogesen. Der Blick auf die Sonne war durch die Bewölkung etwas eingeschränkt, doch das Abendrot zeugte von dem drohenden Untergang.
Um in den Wald zu gehen war es noch nicht dunkel genug. Deshalb wurde auf der nahegelegenen Kußeiche ein nächster Zwischenstopp eingelegt. Schon bald war dann auch etwas südlich der untergehenden Sonne die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zu sehen. Oder abnehmender Mond?
Das Warten auf die Dunkelheit überbrückte Peter Müller durch viele fachkundige Erklärungen zur heimischen Flora und Fauna. Die Wandergruppe wurde schon mal darauf eingestimmt, was denn da heute so alles im Wald zu erleben sein wird. Welche Tiere sind denn nachtaktiv? Wie müssen wir uns verhalten, damit wir die Tiere sehen oder hören können? Ganz wichtig ist, dass wir alle unsere Taschenlampen auslassen und uns ruhig im Wald bewegen (was leider nicht so ganz funktionieren sollte).
Aber egal. In stoischer Ruhe führte uns Peter Müller durch den dunklen Wald auf der Suche nach Tieren, die da leuchten oder auch so geheimnisvoll rufen in der dunklen Nacht. Oder den langen Schatten, die sich da in den Nachthimmel recken, so z.B. der ca. 100 Jahre alte Douglasienbestand mit bis zu 60 m (!) hohen Bäumen.
Und bald waren dann auch die Rufe des Waldkauzes zu hören. Mal von hier und mal von dort. Ein ganz besonderes Erlebnis, nicht nur für die Kleinen.
Doch was leuchtet denn da links und rechts vom Weg? Und schon ist es wieder weg. Dafür leuchtet es jetzt aber dort. Genau: Glühwürmer. Aber Glühwürmer sind weder Würmer, noch glühen sie. Tatsächlich handelt es sich nämlich um Käfer, genauer um Leuchtkäfer, die beim genauen Hinschauen für Manchen doch größer waren, als zuerst angenommen. Die Käfer senden die Leuchtsignale zur Kommunikation aus v.a. um Paarungspartner anzulocken.
Zum Leuchtmechanismus schreibt Wikipedia:
„Die Erzeugung von (kaltem) Licht durch Lebewesen wird Biolumineszenz genannt. Bei Leuchtkäfern reagiert dabei Luciferin unter Anwesenheit des Katalysator-Enzyms Luciferase mit ATP und Sauerstoff (Oxidation). Die dabei freigesetzte Energie wird fast nur in Form von Licht und nur zu einem geringen Teil als Wärme abgegeben, so dass sich ein Wirkungsgrad von bis zu 95 % ergibt. Bisher hat keine künstlich hergestellte Lichtquelle einen so hohen Wirkungsgrad erreicht. Am Unterteil des Hinterleibs befinden sich weiße Bereiche, an denen der harte Käferpanzer für Licht durchlässig ist. Im Inneren liegt eine weiße Schicht, die das Licht reflektiert. Dadurch sind die weißen Bereiche auch am Tag zu sehen.“
Schon bald näherten wir uns wieder dem Wanderparkplatz Kaier. Es war jetzt kurz nach 22 Uhr. Gegen 22:17 Uhr hatte Wanderführer Müller noch den Vorbeiflug der Raumstation ISS organisiert. Die Raumstation war inmitten der hohen Bäume aber leider nicht zu sehen. Aber dennoch, dieses Timing war perfekt.
So erklärte Peter Müller noch den sichtbaren Teil des Sternenhimmels um den großen Wagen, womit die Nachtwanderung ein würdiges Ende fand.
Wir vom Schwarzwaldverein Sasbach/Obersasbach bedanken uns bei Peter Müller recht herzlich dafür, dass wir an dieser erlebnisreichen und fachlich fundiert geführten Nachtwanderung inmitten der vielen Mitwanderer aus Renchen teilnehmen durften. Es wäre schön, wenn auch künftig ein Austausch über die Bezirksgrenzen hinweg stattfinden würde.
Quelle Foto: Wikipedia
Stefan Kunner