Über den Herrenwieser Rundweg zum Waldhüttenfest

Sonntag, 1. Juni 2014

Erstmals besuchten wir das Waldhüttenfest des Schwarzwaldvereins Forbach in Herrenwies.

Um 10 Uhr traf sich eine bunt gemischte Gruppe von 21 Personen am Wanderparkplatz beim Kurhaus Sand zur Wanderung über den 13 km langen Herrenwieser Rundweg.

Bereits am Startpunkt der Wanderung war schnell klar, dass wir nicht die einzige Wandergruppe waren, die das Waldhüttenfest in Herrenwies besuchen wollte.

Vom Kurhaus Sand erreichten wir nach gut 4 km Wegstrecke die Badener Höhe, den mit 1002 m ü. NN höchsten Punkt der Gemarkung Baden-Baden. Wem das noch nicht hoch genug war, der nahm noch die paar Treppenstufen auf den 1890/1891 erbauten, ca. 30 m hohen Friedrichsturm des Schwarzwaldvereins Baden-Baden. Bei angenehmen Temperaturen, weil wenig Wind, haben wir uns eine kleine Rast gegönnt, um den ersten Durst und die ersten Hungergefühle zu stillen. Die angewärmten Sitzgelegenheiten haben wir kollegial der Wandergruppe des Schwarzwaldvereins Baden-Baden übergeben, die wir bereits kurz nach dem Start der Wanderung überholt hatten.

Mit frisch geschnürten Wanderschuhen ging es weiter über den Seekopf bis zur Gedenkstätte für Philipp Bussemer aus Baden-Baden, der neben Julius Kaufmann aus Lahr als Begründer des Westweges gilt.

Der ca. 285 km lange Westweg von Pforzheim nach Basel wurde im Jahr 1900 als erster Fernwanderweg in Deutschland angelegt und wird seither vom Schwarzwaldverein gepflegt. Das bekannte Wegzeichen ist eine rote Raute auf weißem Grund. Der Westweg ist seit 2006 als Prädikatswanderweg mit dem  Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet.

Ein schmaler, steiniger Abstieg führte uns im Weiteren steil nach unten bis zum Aussichtspunkt „Zweisen Blick“. Leider waren heute keine Zweisen zu sehen – wahrscheinlich waren sie ausgeflogen. Dafür waren aber zwei Seen zu sehen: der kleinere Herrenwieser See, steil zu unseren „Füßen“ und der größere Stausee der „Schwarzenbach-Talsperre“ im Hintergund. Vom „Zweiseenblick“ – wie dieser schöne Aussichtspunkt tatsächlich heißt – erreichten wir auf einem Zick-Zack-Kurs bald den bereits erwähnten Herrenwieser See (830 m üNN).

Der ca. 18.000 m² große und 9 m tiefe See entstand vor ca. 60.000 bis 120.000 Jahren während der letzten Eiszeit. Ein Gletscher an der Nordostseite des Seekopfes hatte durch Erosion eine schüsselförmige Hohlform aus der Bergflanke herausgearbeitet, ein sogenanntes „Kar“. Die 170 m hohe Steilwand zum Seekopf gilt als die höchste Karwand im Nordschwarzwald. Durch Regen- und Quellwasser gespeist entwickelte sich aus der Mulde sukzessive ein See, an dessen Ufer sich eine Vegetation aus Moorpflanzen entwickelte. In einem Zeitraum von vielen tausenden Jahren bildete sich aus abgestorbenen Pflanzenresten eine dicke Torfschicht, die heute den See als Schwingrasengürtel umgibt.

Inzwischen war es schon kurz nach Mittag. Vom Hunger und vom Durst angetrieben erreichten wir, in schnellen Schritten am See vorbei gegen 13 Uhr das kulinarische Wanderziel des heutigen Tages, das Waldhüttenfest des Schwarzwaldvereins Forbach, wo uns die erste Vorsitzende Christel Keller herzlich begrüßte.

Das Fest war bereits sehr gut besucht, so dass sich unsere Wandergruppe über mehrere Tische verstreut zum Mittagessen verteilte. Bei Linsen mit Spätzle, Kartoffelsalat und Wurst schmeckte das frisch gezapfte Bier besonders gut. Und hinten drauf noch einen Kaffee und zahllos viele Kuchen zur Auswahl, einer leckerer als der andere. Ein Hurra den Festorganisatoren und den zahlreichen Festhelfern.

Frisch gestärkt brachen wir schließlich auf zum Schlussviertel der heutigen Wanderung zurück zum Kurhaus Sand. Vorbei an den vor uns fliehenden Rindern am Tiergehege beim Gasthaus Waldesruh erreichten wir am „Sandsee“ den kulturell absoluten Höhepunkt einer kurzweiligen Wanderung.

Aber was schwimmt da nur auf dem See? Es ist rot? Aus größerer Entfernung schienen es Bojen zu sein. Etwas näher waren es dann Ochsenfrösche (ok, mit Bluthochdruck), noch näher waren es Luftballons und direkt am See angekommen waren es Bollenhüte. Doch was machen diese Bollenhüte da inmitten im See? Sehr mysteriös. Eine kleine Infotafel am Seeufer löst das Rätsel um die roten Farbtupfer inmitten des Sees schließlich auf. Es war fast schon abzusehen, es handelt sich nämlich um Kunst:

Sieben „Schwimmende Rosenhüte“, die an zwölf (!) Seeweiblein erinnerten, die einst im Herrenwieser See gelebt hatten. „Nachts halfen sie den braven Bürgern beim Waschen, Saubermachen, Backen und im Weinberg. An Festtagen kamen sie zum Tanzen nach Forbach, dabei trugen sie Strohhüte mit roten Rosen“.

Zwölf kleine Rosenhüte schwammen auf dem See, doch fünf der Hüte nahm der Wind auf nimmer Wiedersehen. … und wenn sie nicht vom Winde fortgetrieben, dann schwimmen auch noch morgen die verblieb‘nen Sieben.

Kurz kurz nach 15 Uhr erreichten wir wieder den Wanderparkplatz am Sand, von wo aus sich die Wanderer wieder in alle Richtungen nach Hause verstreuten.

Stefan Kunner