21. bis 25. Juli 2004
Ende Juli brachen 20 Wanderer des Schwarzwaldvereins Sasbach/Obersasbach mit Privatwagen auf, um unter der bewährten Leitung von Helmut und Richard Hauser den Nationalpark Sächsische Schweiz zu erkunden. Zum Auftakt erklommen wir die gewaltige Festung Königstein, die sich 360 m hoch über der Elbe und dem gleichnamigen Ort erhebt. Durch das Hauptportal und über zwei Zugbrücken geht es zum Felsplateau hinauf. Beim Rundgang auf der 2,2 km langen Mauer eröffneten sich immer wieder herrliche Ausblicke auf die Elbschleife und zum gegenüberliegenden schroffen Felsmassiv des Liliensteins. Auch innerhalb des Burggeländes gibt es viel zu sehen: Zeug- und Schatzhaus, Kommandantenwohnung, Garnisonskirche, mehrere Wachttürme sowie u.a. das Brunnenhaus, wo uns der 152m tiefe Brunnen besonders faszinierte. Kurfürst August ließ ihn im 16. Jahrhundert graben. Gut 2 Stunden verweilten wir an diesem interessanten Ort, bevor wir zu den Autos zurückkehrten und nach Bad Schandau fuhren in die liebenswerte und gemütliche Gaststätte und Pension „Schrammsteinbaude“, unser sehr empfehlenswertes Quartier für die nächsten 5 Tage.
Am nächsten Tag war die Bastei unser Ziel. Vom malerischen Kurort Rathen aus, ebenfalls am Elbufer gelegen, begann der Aufstieg. In Bad Schandau, Postelwitz oder Rathen, überall fanden wir die Vermerke über das gewaltige Elbehochwasser vom August 2002. In fast allen Häusern hatte das Wasser über den 1. Stock hinaus gestanden. Inzwischen ist jedoch fast alles liebevoll repariert und restauriert und die meisten Spuren beseitigt.
Kurz vor den Felsenbrücken an der Bastei überholten uns mehrere Gewitter, die sich wohl auf den berühmtesten Felsen des Elbsandsteingebirges verabredet hatten, und zwangen uns unter die überhängenden Felsen, wo wir trockenen Fußes den heftigen Regen abwarten konnten. Das Wetter besserte sich zwar am Mittag, aber mit der Aussicht war´s wegen der Nebelschwaden vorbei. So stiegen wir nach einer Vesperpause die über 800 Stufen in die wilde Schlucht der Schwedenlöcher hinab. Sie erhielt den Namen, weil sich die Menschen im 30jährigen Krieg vor den Schweden hierher geflüchtet hatten. Die Wanderroute führte uns in die Tiefe der Klamm zum Amselfall, am Grünbach entlang zum Amselsee und wieder aufwärts zum Knotenweg. Nach einem lohnenden Abstecher steil hinauf zum Gamrigfelsen kehrten wir zu den Autos zurück.
Am 3. Tag zeigte sich, dass die bisherigen Ausflüge nur ein müder Aufgalopp gewesen waren, denn nun ging es in das Gebiet der stark zerklüfteten Schrammsteine. Kondition war angesagt, als wir von dem Grenzort Schmilka aus (117m) von den Hausers bei hochsommerlichen Temperaturen kerzengerade den Wald hinauf, mal wieder über unendliche Stufen, auf den Großen Winterberg gescheucht wurden. Mit 556 m ist der breit gewölbte Basaltrücken die höchste Erhebung der rechtselbischen Sächsischen Schweiz. Auf der dortigen Terrasse konnten wir bei einem wohlverdienten Schluck verschnaufen. Aber schon ging es weiter über den Reitsteg zum Carolafelsen, auf dem wir uns zum mitgebrachten Vesper niederließen. Über Holzleitern, meist schmale Eisentreppen hinauf und hinab, an Geländern entlang, zwischen engen Felswänden hindurch gelangten wir schließlich zum absoluten Höhepunkt des Tages und eigentlich der gesamten Wandertour: zur Schrammsteinaussicht in schwindelnder Höhe, 300 m über dem Elbspiegel. Der Rundblick war so einmalig, dass wir uns kaum trennen konnten. Doch weiter ging es hinab über steile Leitern ( am besten rückwärts zu bewältigen) zum imposanten großen Schrammtor und von dort endlich auf bequemen Waldwegen zurück direkt ins Quartier. Bei zünftigem Radeberger Pils klang ein Tag voll aufregender Erlebnisse aus.
Der Tag danach begann mit Hindernissen. man wollte uns nicht nach Tschechien einreisen lassen, weil 2 Mitglieder unserer Gruppe keine gültigen Pässe bei sich hatten. Also drehten wir kurzerhand alle um, verließen diese ungastliche Stätte und fuhren nach Königstein, denn unsere Wanderführer hatten schnell eine Ersatzroute parat, die sich sehen lassen konnte, lernten wir doch heute die sagenhafte Barbarine kennen. Vorbei an der mit 230 qm größten Höhle des Natinalparks, der Diebshöhle, gelangten wir, natürlich kräftig ansteigend, als erstes auf die große Platte eines Sandsteinmassivs, genannt Quirl. Von dort ging es weiter bergan zum Fuße des Pfaffensteins. Wir wählten den bequemen Anstieg über Treppen und Leitern hinauf zum alten Berghotel kurz unter dem Gipfel des Paffensteins (435 m ). Hier stärkten wir uns für die weitere Etappe. Auf- und abwärts über steile Steinstufen und zwischen so engen Felsspalten hindurch, dass man Sorge hatte samt Rucksack steckenzubleiben, gelangten wir dann zum wohl bekanntesten Einzelfelsen der Gegend, zur sogenannten Barbarine. Es handelt sich um eine freistehende, imposante Steinsäule von 42 m Höhe, die heute nicht mehr bestiegen werden darf. Die Sage erzählt, daß Jungfer Barbara statt zur Heiligen Messe heimlich zum Förster in den Wald gelaufen sei. Daraufhin wurde die ungehorsame Tochter von der zornigen Mutter verflucht und verwandelte sich in Stein. Als Abstieg vom Pfaffenstein wählten wir nun den steileren Weg und zwängten uns nach Bewältigung zahlreicher sehr schmaler Eisenleitern auch noch rückwärts durch ein Felsenloch, das bekannte Nadelöhr. Weiter ging´s auf breiten Sand- und Waldwegen durch den hellen Mischwald. Doch die Idylle währte nicht lange, stand doch noch die Besteigung des 448m hohen Felsens Gohrisch auf dem Programm. Zum letzten Mal an diesem Tag schleppten sich die müden Füße Treppen hoch und Leitern rauf und runter durch einen engen Schluchtweg zum Gipfelbereich des Gohrisch, wo eine Wetterfahne steht. Auch hier entschädigte eine herrliche Weitsicht für alle Strapazen. Tief unter uns der Kurort Gohrisch, den wir nach dem Abstieg bald auf bequemen Waldwegen erreichten. Wir durchquerten den Ort und hatten nun noch 45 Minuten Weg bis zu unseren Autos in Königstein vor uns.
Den gelungenen Abschluss unserer Mehrtagestour bildete am letzten Tag der Besuch im Nationalparkhaus von Bad Schandau. Eine Multivisionsshow zeigte u.a. noch manche lohnenden Ziele in diesem Wandergebiet und machte durch Computersimulation deutlich wie in Jahrmillionen durch Wind und Wetter die Tafelberge sowie die bizarren Felsen und Schluchten aus dem Sandstein gewaschen worden waren. So manche in den letzten Tagen aufgetauchte Frage klärte sich beim Anblick dieser Bilder. Voller Eindrücke und mit viel Gesprächsstoff versehen wurde die lange Heimreise angetreten und im „Ochsen“ in Sasbach die gesunde Heimkehr aller Teilnehmer begossen.