Im Reich der Flößer und Erzbauern

26. Juli 2009

Herrliches Sommerwetter begleitete die Wandergruppe des Schwarzwaldvereins Sasbach zur Ganztageswanderung, die in Schenkenzell -umweltfreundlich mit der Bahn angefahren- ihren Ausgangspunkt nahm. Christel Zorn führte ihre Begleiter zunächst hinein ins Witticher Tal, das von nicht wenigen Naturfreunden als eines der verborgensten Kleinodien der vielfältigen Kinzigtäler Landschaft geschätzt wird. Zwischendurch führte die Wanderstrecke über ein Stück des Jakobsweges, dann auch über den dortigen Hansjakobweg: gerade dem Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob ist es ja aufgrund seiner vielen Erzählungen zu verdanken, daß man sich hineindenken kann in das Leben der Bauern, der Flößer und Bergleute, die vor vielen Generationen hier zuhause waren. Wanderführerin Christel Zorn fand in ihren Begleitern aufmerksame Zuhörer, als sie an jene „alten Zeiten“ erinnerte, in denen Bergbau, Ackerbau und die Holzwirtschaft die Menschen kärglich ernährte, zugleich machte sie auch auf eine Besonderheit dieser Region aufmerksam: neben dem Silberbergbau wurden hier auch kobaltartige Erze zutage gefördert, die dann in speziellen Farbmühlen verarbeitet und überwiegend nach Holland als so genannte Oblast verschifft wurde. Gerne wird dieses Wittichertal auch das „Tal der seligen Luitgard“ genannt, die hier in der Nähe das Licht der Welt erblickte und in diesem wunderschönen Tag nach einer Vision vor knapp 700 Jahren das Kloster Wittichen mit 34 Nonnen gründete. Auch an diesem abgeschiedenen Ort ging die Säkularisation nicht vorbei: sie setzte dem Klosterleben der Clarisinnen ein Ende, ein Großteil der Klosterbauten wurde abgerissen. Glücklicherweise erhalten blieben die barocke Klosterkirche mit dem Grabmal der Gründerin und das Gebäude der Äbtissin, das heute als Pfarrhaus dient. Der Zutritt des Wallfahrtskirchleins blieb der Wandergruppe jedoch aufgrund derzeitiger Renovationsarbeiten verwehrt, umso mehr erfreute man sich an der beseligenden Ruhe dieser hier noch sehr ursprünglichen Schwarzwaldlandschaft mit seinen einsamen alten Gehöften. Auf beiden Talseiten erinnerten die einst ergiebigen Silberstollen an die längst vergangenen Bergbauzeiten, ehe beim Aufstieg durch den „Zundelgraben“ zum „Salzeckle“ einige Schweißtropfen vergossen wurden. Der Überlieferung nach gab hier gelagertes salzhaltiges Gestein, das vom Wild abgeleckt wurde, diesem Flecken seinen Namen, wie die Wandergruppe erfuhr. Nach dem leichten Aufstieg zum über 800 Meter hohen „Sättelkopf“ genoß man auf dem Kammweg hoch oben zwischen dem Tal der Kinzig und der Wolf die herrlichen Ausblicke mit herrlicher Weitsicht in alle Himmelsrichtungen. Nahe dem „Hinterhals“, wie ein Gewann bezeichnet wird, traf die Wandergruppe auf ein Naturdenkmal, wie man es auch aus dem Sasbacher Gemeindewald kennt: eine „Großen Tanne“, die mit dem stolzen Alter von gut 200 Jahren und ihrer Größe von gut 50 Metern hier alles überragt. Vorbei am „Vorderhals“ und am sagenumwobenen „Teufelstein“ wurde dann das wahrlich malerische Bergdorf St. Roman erreicht, wo man sich vor einer Einkehr in eine Vesperwirtschaft den Besuch der Wallfahrtskirche nicht nehmen ließ. Der spätere Abstieg von dort aus führte durch das herrlich gelegene Hochtal, in dem auch das Sulzbächle zu Tal fließt. Das letzte Teilstück des prächtigen Wandertages führte unter anderem über den Höhenrücken des Sulzbachtales talabwärts nach Halbmeil, wo man schließlich wieder die Heimfahrt antrat.