Vandalen am Bismarckturm aktiv
Bericht aus dem Jahr 2004
Dem Teilschaden folgte der Totalschaden – so könnte man formulieren, was vermutlich am vergangenen Wochenende auf dem Bismarckturm geschah: Alle acht Glasscheiben, die auf dem Turm als Schutzgeländer angebracht sind, wurden stark beschädigt. Man vermutet, dass ein großer Stein oder ein Hammer das Tatwerkzeug war.
Darüber hinaus haben die Vandalen auch ein Wegweiserschild umgerissen. Beim Schwarzwaldverein Sasbach, der vor rund drei Jahren federführend den Turm auf der Hornisgrinde vor dem Verfall gerettet und in viel Eigenarbeit auch mit großem finanziellen Aufwand restauriert hatte, stößt diese Vorkommen natürlich komplett auf Unverständnis. Man geht davon aus, dass die Taten in der Nacht stattfanden, glaubt Vorsitzende Gisela Höss. Erneut wird man bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt erstatten.
Vor etwa einem Monat war ein Glas mutwillig beschädigt worden (der ABB berichtete in seiner Ausgabe vom 10. Juli). Damals ging man von einem Schaden in Höhe von rund 500 Euro aus. Nun werden es voraussichtlich Tausende, die vom Verein aufgebracht werden müssen. Dagegen sind die Schäden am Hinweisschild natürlich vernachlässigbar, heißt es vom Schwarzwaldverein.
Derzeit sollen die Schäden nicht repariert werden, da man damit auch dokumentieren will, was passiert ist. Für die Besucher, die mittels einer 2001 ebenfalls neu errichteten Wendeltreppe auf die Aussichtsplattform gelangen, soll der Bismarckturm geöffnet bleiben. Denn der Schwarzwaldverein will nicht, dass jene Wanderer und Naturliebhaber das Nachsehen haben, die mit der ganzen Sache nichts zu tun haben.
Eigentümer des Turms, der als wertvolles Kulturdenkmal gilt, ist die Gemeinde Sasbach. Das Bauwerk gilt als Zeitdokument aus den Anfängen der Landesvermessung. Auf dem höchsten Punkt des Hornisgrinderückens gelegen, war der Turm – errichtet aus Bruch- und Quadersteinen – einer der wichtigsten Eckpunkte des Landesvermessungsamts; heute dokumentiert der Turm, mit welcher Sorgfalt vor mehr als 150 Jahren daran gegangen wurde, das Land zu vermessen.
Ehe der massive Sandsteinturm errichtet wurde, hatte er einen hölzernen Vorfahren; der eigentliche Signalturm entstand schließlich 1840. Er ist etwa acht Meter hoch. Eine gravierende Änderung erfuhr das Bauwerk etwa ein halbes Jahrhundert später. Um das Jahr 1871 wurde das Bauwerk bis auf seine Grundmauern abgetragen und wieder neu aufgebaut. In der Folge diente es für die europäische Gradmessung. Wenige Jahre später trat der Schwarzwaldverein Achern in Aktion, der um das Jahr 1892 eine Treppe anbaute, damit der Vermessungsturm auch als Aussichtsturm genutzt werden konnte. Und 2001 schließlich gab es vom Schwarzwaldverein Sasbach umfangreiche Restaurierungsarbeiten, die vom Landesdenkmalamt und den betroffenen Kommunen unterstützt wurden.
Unklar ist, weshalb dieser Signalturm im Volksmund auch Bismarckturm genannt wird. Eine der Vermutungen geht dahin, dass er möglicherweise während des deutsch-französischen Kriegs (1870/71) auch als militärischer Wachturm gedient haben könnte.