Neuauflage der Serie Rekordverdächtig (1): Das Jahr der Heimatpflege 1976 war Gründungsjahr des Schwarzwaldvereins Sasbach. Heute gilt er als beliebtester Wanderverein der Region.
Sasbach. Vor 44 Jahren wurde der Schwarzwaldverein Sasbach aus der Taufe gehoben. Der Gründungsversammlung im „Ochsen“ folgte umgehend ein reges Vereinsleben, das die Erwartungen deutlich übertraf. So kurz nach der Gemeindereform, die Sasbach und Obersasbach zusammengebracht hatte, war der Schwarzwaldverein der erste Verein, der sich über die Gesamtgemeinde erstreckte. Zum Zusammenrücken der Einwohner hat er also einen beachtlichen Teil beigetragen. Dass das Gründungsjahr 1976 einherging mit dem „Jahr der Heimatpflege“, war sicherlich ein Zufall, doch in all den Jahren hat der Verein enorm wichtige Heimatpflege bei Ortsvereinen im Land betrieben.
Unter dem Dach des Hauptvereins in Freiburg, gegründet 1864, werden derzeit 211 Ortsvereine geführt. Es waren schon einmal 243. Die Zahl ist rückläufig, weil die Mitglieder immer älter werden. Es gab Vereinsauflösungen und Fusionen. Das ist ein Problem, von dem der Schwarzwaldverein Sasbach aber wirklich nicht bedroht ist. Von einer Überalterung der Mitglieder kann keine Rede sein.
Das hat seine Gründe in der Vielfalt der angebotenen Aktivitäten wie Fußwanderungen, Paddel- und Radtouren oder Skiwanderungen. Mittlerweile hat sich auch eine größere Nordic-Walking-Gruppe etabliert, die nach der Corona-Pause dienstags auf den Beinen ist. Über alle vier Jahrzehnte der Vereinsgeschichte hinweg zählen Hochgebirgswanderungen zu den Höhepunkten.
Es ist die für Sasbacher Größenverhältnisse beachtliche Zahl von rund 500 Mitgliedern, auf die der Vorsitzende Albert Bohnert und Stellvertreterin Claudia Wilhelm zurecht stolz sind. Was den Schwarzwaldverein Sasbach aus vergleichbaren Ortsvereinen im Land hervorhebt, ist die seit Jahren konstant hohe Mitgliederzahl, Tendenz steigend.
Dies geht mit dem Wanderangebot einher, zu dem auch die Familienwanderungen zählen. Das gemeinsame Wandern vereint auch Generationen, etwa bei den „GÜGWanderungen, bei denen Dreijährige mit über 80-Jährigen wandern. Erfreulich hoch ist die Zahl der Wanderführer, die auf die Belange der Teilnehmer Rücksicht nehmen.
Eine der ältesten Abteilungen sind die Seniorenwanderer, bei deren regelmäßigen Aktivitäten es zwar etwas gemächlicher zugeht. Doch lobenswert ist in allen Altersgruppen der harmonische Umgang miteinander, die Pflege der Geselligkeit nach Wanderungen ist selbstverständlich.
Zu den betrüblichsten Zeitabschnitten in der gesamten Vereinsgeschichte zählte der Stillstand während der Corona- Pandemie, auch das Vereinsfest auf der Metzenhalde musste abgesagt werden. Auf der Streichliste stand ebenfalls das Wiedersehen mit dem Vogesenclub aus der Partnergemeinde Marmoutier, zu dem ebenso Freundschaften bestehen wie zu den Wanderfreunden aus dem pfälzischen Lachen- Speyerdorf.
Gut gefahren ist man beim Sasbacher Schwarzwaldverein in allen Fällen bei der Wahl der Vorsitzenden: Xaver Zorn war der erste, ihm folgte nach dessen viel zu frühem Ableben sein damaliger Stellvertreter Konrad Ernst. Gisela Höß, folgte 2000, Albert Bohnert nahm das Ruder 2009 fest in seine Hände. Bohnert ist fast von Kindesbeinen an im Verein aktiv und ein Vorbild, wenn es gilt, kräftig anzupacken. Wie bei der alljährlichen Biotoppflege im Sasbacher Gewann Kältebächel, einem herrlichen Fleck unberührter Natur mit sehenswerter Flora und Fauna. Im Spätjahr wird dieses Areal abgemäht, um für frischen Bewuchs Platz zu schaffen. Dies ist nur einer der lobenswerten Beiträge zum Landschaftsschutz, die Reinigung von Nistkästen im Gemeindewald ein weiterer.
Fast ein Denkmal gesetzt haben sich die Sasbacher durch eine Maßnahme rund um die Jahrtausendwende, als sehr aufwändig der Bismarckturm auf der Hornisgrinde restauriert wurde. Der sieben Meter hohen Sandsteinturm war gar einsturzgefährdet. Die Instabilität des Turms am exakt höchsten Punkt des Hornisgrinderückens bedeutete auch eine Gefahr für die Wanderer, die trotz der Warnschilder auf die Plattform aufstiegen.
Der Turm diente einst als wichtiger Triangulierungspunkt für die damals noch in den Kinderschuhen steckende Landvermessung. Der erste Steinbau entstand 1822. Bei den Behörden des Großherzogtums Badens stand dieses Bauwerk immerhin schon im Rang eines technischen Baudenkmals, das 1871 neu aufgebaut wurde und den Namen Bismarckturm erhielt. 70 Jahre später wurde auch eine Außentreppe angebracht, um eine Rundumsicht zu ermöglichen.
Lange Jahre im 20. Jahrhuundert war der Turm nicht zugänglich. Erst als das ehemalige Sperrgebiet um 1990 wieder ins Eigentum des Bundesvermögensamts und in der Folge wieder an die Kommunen überging, bestand wieder Handlungsfreiheit. Dem Schwarzwaldverein Sasbach stand bei seinen Restaurationsplänen der damalige Bürgermeister Ewald Panther zur Seite. Finanziell halfen Kommunen aus dem Sasbachtal sowie das Landesdenkmalamt. An den weit mehr als 600 nötigen Arbeitsstunden war auch der Schwarzwaldverein aus Ottenhöfen beteiligt, dessen Vorsitzender Walter Steimle als Mann vom Fach wertvoller Unterstützer war. Der Tag der Wiedereröffnung des Aussichtsturms war ein Meilenstein in der Geschichte des Sasbacher Schwarzwaldvereins. Das wichtigste Anliegen des Schwarzwaldvereins bleibt aber natürlich das Wandern. An Ideenreichtum fehlt es den Gestaltern des Wanderplans, der alljährlich mit großer Sorgfalt herausgegeben wird, nicht. Da wird auch mal mit dem Jäger durch dessen Revier oder mit dem Ranger durch das Naturschutzgebiet gewandert, auch eine Sonnenaufgangswanderung oder ein Dog-Trail zählen zu den Besonderheiten.
Sehr ansprechend ist das Familienprogramm, das Achim Kaltenbach konzipiert und schon lange einen großen Teilnehmerkreis anzieht. Auch das Radwandern und Bootswanderungen sind im Angebot.
Der Schwarzwaldverein Sasbach ist klar auf die Anforderungen der Gegenwart ausgerichtet. Er bietet Abwechslung, engagiert sich auf der Gemarkung, zu der auch der ansehnliche Gemeindewald in der Hornisgrinderegion gehört. Und wer auf den gut beschilderten Wanderwegen in der Region unterwegs ist, stellt fest, dass man beim Schwarzwaldverein Sasbach nicht weit gehen muss, um in einer einmalig attraktiven Heimatlandschaft unterwegs zu sein.
In der nächsten Folge widmen wir uns dem Bienenreichtum der Region.
Wenn Dreijährige mit über 80-Jährigen auf Wandertour gehenUm die Jahrtausendwende herum hat sich der Verein ein Denkmal gesetztDer Tag der Wiedereröffnung war ein Meilenstein in der VereinsgeschichteZur Gemarkung gehört auch ein ansehnlicher Wald auf der Hornisgrinde