Hochtour Montafon

Tour vom 19.08.2018 bis 22.08.2018

Daten:
1. Tag: 14 km, 1200 Höhenmeter
2. Tag: 16 km, 1200 Höhenmeter
3. Tag: 10 km, 900 Höhenmeter
4. Tag: 6 km, 100 Höhenmeter

1. Tag:
Pünktlich um 5:00 Uhr war Abfahrt zu unserer diesjährigen Hochtour ins Montafon. Ausgangspunkt und Treffpunkt für alle war der Parkplatz der Golmer Bergbahn in Latschau(990m). Wir das waren 10 Bergbegeisterte, 2 Frauen und 8 Männer, 6 Dauerteilnehmer, 2 Wiedereinsteiger(Agnes, Dieter) sowie 2 Neueinsteiger (Manuela und Jürgen). Eine Supertruppe! Dabei war auch der Vorstand des Schwarzwaldvereins unser Albert. Somit stand unser Reiseleiter Franz unter „besonderer Beobachtung“. Um es vorwegzunehmen, die Tour war wie immer bestens vorbereitet und die Schönwettergarantie war auch gegeben. Für den Aufstieg zur Lindauer Hütte wählte Franz nicht die Hauptroute durch das Gauertal. Unser Weg führte vom Parkplatz, am Kraftwerk Lünersee vorbei, Richtung Bergasthof Grabs(1368m). Auf der Terrasse des Berggasthofs genossen wir bei herrlichem Wetter den Blick ins Tal sowie in die umliegende Bergwelt. Nach einer Stärkung und kurzen Rast führte unser Weg über Wiesen stetig bergauf. Auf einem schönen Steig, zuerst eine Zeitlang durch Wiesen und später im Wald zügig ansteigend, gelangten wir zur idyllischen Alpila Alpe(1680m). Der Weiterweg über den Bilkengrat verlief wunderschön, hoch über dem Gauertal, und bot fantastische Fernblicke. Auf einem serpentinenreichen Weg gelangten wir anschließend auf dem Rätikon-Höhenweg Nord zur Lindauer Hütte(1744m). Hier hatten wir 2015 schon einmal übernachtet, inzwischen neu renoviert, erwartete uns jetzt ein für Hüttenverhältnisse ungewohnter Luxus.

2. Tag:
Ausgeschlafen und durch das ausgiebige Frühstück in der Lindauer Hütte gestärkt folgten wir dem Wegweiser Richtung Drusentor. Auf einem schmalen Pfad ging es in baumfreiem Gelände steil aufwärts. Die letzten Meter verliefen in Serpentinen über Geröll, Schrofen und Blocksteinen; zwischen Sulzfluh und Drusenfluh hindurch erreichten wir mit dem Drusentor(2343m) die EU-Außen Grenze und gingen in die Schweiz hinüber; weiter ging es auf dem Rätikon Höhenweg Süd (dieser ist auch als Mountainbike Route ausgezeichnet, doch wir hatten keine Radler angetroffen, warum wohl…??), einem viel begangenem Höhenweg, mit immer wechselnden, wunderschönen Blicken ins schweizerische Prättigau auf der einen Seite, sowie auf der anderen Seite mit Blick auf die grandiosen Kalkfelsen des Rätikon mit den Drei Türmen und der majestätischen Drusenfluh-Südwand; Talseitig erlebten wir Viehweiden mit Alpenblumen und bergseitig pure Geröllwüsten; am Schweizer Tor vorbei gingen wir Richtung Gamsluggen(2383m); es folgte ein beschwerlicher Aufstieg über schottrigem Untergrund und weiter oben über Fels; Schwindelfreiheit und Trittsicherheit war hier geboten, da es auch kurze exponierte Stellen gab. Am höchsten Punkt angelangt, blickten wir hinunter auf den Lünersee, der sich von hier oben von seiner schönsten Seite präsentierte. Der Lünersee ist ein künstlich aufgestauter See zur Energiegewinnung. Nach kurzer Pause mit sensationellem Ausblick führte uns diese Bergtour nach kurzem Abstieg über Stein und Geröll zur Totalphütte (2385m) hinüber. Das Weizenbier auf der Terrasse vor der Hütte hatten sich alle redlich verdient und genossen dies bei bestem Alpenwetter. Franz hat heute mal wieder alle Reserven aus seiner Truppe herausgeholt; doch mit Manuela(erstmals dabei) hatte er einen guten Griff getan; diese machte im wahrsten Sinne müde Männer wieder munter; Salbe für Gelenke, Tabletten und Tropfen für Magenprobleme und Durchfall. Am anderen Tag waren sie alle wieder fit. Ein Novum gab es auch: unser Martin, abends eigentlich immer putzmunter, war ab 18:00 Uhr nicht mehr gesehen und auch nicht mehr gehört worden??
Zu später Stunde, es war eigentlich schon Hüttenruhe angesagt, erzählte die junge Hüttenwirtin Angie einem erlesenen kleinen Kreis von uns ihre Lebensgeschichte; wie sie nach einer Lehre als Rechtsanwaltsgehilfin und nach einer Weltreise aus dem bürgerlichen Leben ausgestiegen ist und sich jetzt auf dieser Hütte wohlfühlt. Bei zwei, drei Runden Tannenwipfelschnaps aus Rotfichten(Spezialität auf der Totalp), präsentiert im Hirschgeweih, verging die Zeit viel zu schnell.

3. Tag:
Königswetter auf der Königsetappe, so könnte man diese Etappe überschreiben. Von der Totalphütte (2385m) machten wir uns auf, auf einem kaum erkennbaren Weg aus Geröll und Stein, einer öden Kalkwüste, Richtung Schesaplana. Das Gipfelkreuz der Schesaplana war schon von weitem sichtbar, der Weg aufgrund der vielen Bergwanderer nicht zu verfehlen. Der Aufstieg war nicht schwierig, aber sehr schweißtreibend. Endlich oben angekommen, genossen wir eine fantastische Aussicht. Die Schesaplana ist mit 2965m der höchste Gipfel des Rätikon und wird oftmals als Königin der Berge bezeichnet. Wir standen dieses Jahr somit auf einem 3m höheren Gipfel als letztes Jahr (Zugspitze 2962m). Das Ziel unseres Hochtourenleiters Franz heißt: immer höher, immer höher… ob wir wohl nächstes Jahr auf dem Mont Blanc stehen…?? Nach ein paar Gipfelbildern und einer kurzen Stärkung, ging es abwärts und nach rechts auf den Schesaplana Sattel, immer an der ÖsterreichischSchweizerischen Grenze(Staatsgrenze zwischen dem österreichischen Bundesland Vorarlberg und dem Schweizer Kanton Graubünden) entlang. Wir wanderten am Kamm entlang und sahen schon von weitem unser Zwischenziel die Mannheimer Hütte. Der Weg war kaum erkennbar und führte über Schotter und wildgeformte Felsformationen abwärts zu den Resten des Brandner Gletschers. Er ist nur noch ein kleiner Gletscher, Spalten sind keine erkennbar und das Eis schmilzt dahin; der Klimawandel ist hier deutlich sichtbar. Zwei junge Männer nahmen unsere Manuela in die Mitte und geleiteten sie sicher über das blanke Eis. Ihre Schuhe waren nur bedingt gletschertauglich!! Noch ein kurzer Anstieg zur Mannheimer Hütte(2679m); ein gutes Mittagessen und eine kleine Ruhepause waren willkommen und hatten wir uns redlich verdient. Der Blick in die umliegende Bergwelt war gigantisch. Eine gewaltige Herausforderung war der folgende Abstieg über den Leibersteig(2 ¼ Stunden). Mehrere hundert Höhenmeter ging es rasant nach unten. Der Weg, an schwierigen Stellen mit Eisen und Ketten gesichert, stellte hohe Anforderungen in Bezug auf Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Einfache Klettereien waren erforderlich und es war äußerste Vorsicht geboten, um keinen Steinschlag auszulösen und unterhalb gehende Wanderer zu gefährden; daher hatte Franz angeordnet in 2 Gruppen abzusteigen. Für Ungeübte und NichtSchwindelfreie ist dieser Abstieg nicht zu empfehlen. Endlich unten angekommen, waren es nur noch wenige Meter bis zur Oberzalimhütte(1889m), wo wir übernachten. Gut, dass ein deftiges Abendessen und ein Weizen in der Oberzalim wieder für neue Kraft sorgten.

4. Tag:
Ausgeschlafen und durch das gute Frühstück gestärkt gingen wir den letzten Tag geruhsamer an. Ab der Oberzalimhütte ging es noch ein kurzes Stück auf schmalem Weg bergauf, doch anschließend nur noch bergab. Wir verließen nun den alpinen Teil unserer Hochtour und näherten uns dem lieblichen Brandner Tal; talwärts streiften wir mehrere kleine Almen, die Vegetation wurde immer üppiger und grüner, und im Blick zurück sahen wir den Kontrast hierzu, das kahle Gebirgsmassiv der Schesaplana sowie die Ausläufer des Brandner Gletschers. Ein Highlight an diesem Tag war noch die idyllische und liebevoll mit blumengepflegte Alpe Brüggele; wir machten eine kurze Rast, erfrischten uns mit Radler und genossen den Plausch mit den alten Bauersleuten. Die Zufriedenheit und Genügsamkeit dieser Leute ließ uns nachdenklich werden. Über den schattigen Glingaweg am Palüdbach entlang erreichten wir unser Ziel, die Bushaltestelle in Brand-Innertal. Brand ist ein Sommer- und Wintertourismusort im gleichnamigen Tal am Fuße der Schesaplana. Mit Bus und Bahn gelangten wir zurück an unseren Ausgangspunkt.
Die Tour war, wie wir es von Franz kennen, perfekt geplant und super vorbereitet. Unter den Augen des Vorstandes leistete er sich keinen „Fehltritt“ und hat sich somit für höhere Aufgaben empfohlen. Noch ein Wort zu unserm Neueinsteiger Wolfgang, er war der Truppe immer einige Schritte voraus und hat für Franz den Weg vorerkundet, ein Gipfelstürmer mit Super Kondition. Ein besonderer Dank gilt auch der Sekretärin unseres Hochtourenleiters, Ellen, die eine Whatsapp-Gruppe erstellte und für eine reibungslose Organisation im Vorfeld sorgte.
Die ganze Gruppe bedankt sich für eine tolle Tour bei, wie konnte es anders sein, herrlichem Hochtourenwetter.

Josef Fischer